Archiv der Kategorie: Europameisterschaft 2012

EM Blog Teil 4 – Die Halbfinals stehen

Mit dem gestrigen Sieg der Italiener im Klassiker gegen England sind die Viertelfinalspiele nun vorüber und die Halbfinalgegner haben sich gefunden. Im ersten Semifinale kommt es zum iberischen Duell zwischen dem Top-Favoriten Spanien und der portugiesischen Mannschaft um den Superstar Cristiano Ronaldo ehe dann am Donnerstag die deutsche Mannschaft gegen Italien das Final-Ticket nach Kiew lösen möchte.

Die deutsche Nationalmannschaft konnte sich mit einem lockeren 4-2 gegen Griechenland durchsetzen und eine weitere Leistungssteigerung verzeichnen. Joachim Löw ersetzte gleich 3 Spieler und bot mit Marco Reus, Andre Schürrle und Miroslav Klose einige Neulinge in der Startformation auf. Die Rechnung ging auf: Deutschland zeigte sich zum ersten Mal bei diesen EM in seinem alten Kurzpass-Gesicht und überzeugte durch schön herausgespielte Tore. Hervorzuheben ist vor allem die Real-Achse Khedira und Özil, die beide eine extrem starke Partie ablieferten. Khedira übernahm erneut die Führungsrolle im defensiven Mittelfeld, nachdem Bastian Schweinsteiger zum Teil haarsträubende Fehlpässe spielte.

Die Halbfinalespiele werden unwahrscheinlich spannend, denn es haben sich mit Deutschland, Italien, Spanien und Portugal die wirklich besten Mannschaften dieser EM durchgesetzt. Deutschland konnte bislang jede Partie gewinnen und präsentiert auch von der Bank eine unglaubliche Qualität, Italien konnte bereits im ersten Spiel gegen Spanien gut mithalten und war auch in den restlichen Partien stets die überlegene Mannschaft, Portugal hat sich nach dem misslungenen Auftaktspiel gegen die Deutschen  wieder gefangen und Spanien offenbart zwar keinen Tiki-Taka-Fußball wie noch vor 2 Jahren, wohl aber eine ungeahnte Effizienz und Souveränität. Man darf gespannt sein, wer ins Finale einziehen wird. Möglich sind alle Konstellationen.

EM Blog Teil 3 – „Bringt uns Merkel!“

3 Spiele – 3 Siege. So lautet die Bilanz der deutschen Vorrunde, in der man sich ungeschlagen für das Viertelfinale qualifizieren konnte. Dass ausgerechnet Podolski und Bender die Tore beim 2-1 Erfolg unserer Nationalmannschaft gegen Dänemark erzielten, ist eine Geschichte, die, wie eine alte Binsenweiseheit so schön sagt, „nur der Fußball schreibt“.

Löws erstaunliches Personalgespür

Der oft gescholtene Lukas Podolski spielte bislang keine besonders überzeugte Europameisterschaft und wurde für seine schwachen Leistungen desöfteren scharf kritisiert. Marco Reus oder Andre Schürrle sollten doch spielen, für frischen Wind sorgen und Podolski dafür auf der Bank Platz nehmen. Der ehemaliger Kölner konnte nun aber mit seinem 1-0 Führungstreffer die ersten Kritikerstimmen verstummen lassen und wird wohl auch im nächsten Spiel in der Startformation stehen.

Lars Bender rückte nur ins Team, weil Jerome Boateng durch seine zweite Gelbe Karte gesperrt war.  Obschon die rechte Außenbahn keine Paradeposition Benders ist, ließ der Leverkusener in der Defensive nichts anbrennen, zeigte sich erneut sehr laufstark und schoss mit seinem Tor die Zweifel am Viertelfinaleinzug in Stücke.

Deutschland gegen Griechenland im Viertelfinale

Nun warten also ausgerechnet die Griechen im Viertelfinale auf die deutsche Nationalmannschaft. Die griechische Elf um Trainer Fernando Santos schob sich durch den Überraschungssieg gegen Russland auf Platz 2 in ihrer Gruppe vor und löste damit das Ticket nach Danzig, wo das Viertelfinalspiel stattfinden wird.

„Bringt uns Merkel“, titelte daraufhin die griechische Sportzeitschrift Goal News und schrieb weiter: „Ihr werdet uns niemals aus dem Euro kriegen!“. Von der Zweidimensionalität dieser Aussage wird man beinahe erschlagen: nicht zum ersten Mal wird  Deutschland in Persona von Angela Merkel für das gesamteuropäische Sparprogramm verantwortlich gemacht, das den Griechen durch den Fiskalpakt auferlegt wurde. Als ob das die Intention der Kanzlerin wäre, durch den Austritt aus der Währungsunion die geliehenen Milliarden in den Sand zu setzen. Um ganz ehrlich zu sein: was soll die Polemik? Was hat Manuel Neuer mit den griechischen Einschnitten in Löhnen und Renten zu tun? Und wieso ist Griechenlands Nationalmannschaft dazu bestimmt, unserer Kanzlerin die Grenzen aufzuzeigen?

Es empfiehlt sich hier doch, einen Gang zurückzuschalten. Denn Fußball bleibt ein Spiel und hat mit der heiklen politischen Lage rund um die Causa Julia Timoschenko, aber auch mit der prekären wirtschaftlichen Situation Griechenlands überhaupt nichts zu tun. Es ist klar, dass Sport und Politik nicht gänzlich voneinander getrennt werden können. Dafür hat der Sport zu viel Einfluss, vor allem bei Stichwörtern wie Integration, Erziehung und Völkerverständigung. Rhetorische Impertinenzen wie der Zeitung „Sport Day“, „So qualifizieren sich deine Schuldner, Angela, mach‘ dich bereit!“, schüren das gesellschaftliche Feuer nur an und haben auf dem Rücken der Sportler keinen Platz