EM Blog Teil 2 – Das Fitnesstraining von Marc Verstegen

Nachdem die deutsche Nationalmannschaft nun auch ihr zweites Gruppenspiel gegen den niederländischen Dauerrivalen gewinnen konnte, stehen alle Zeichen auf Viertelfinale. Das 2:1 war nochmals eine deutliche Steigerung zum Auftaktsieg gegen Portugal und offenbarte einen deutlichen Aufwärtstrend in der individuellen Leistung eines jeden Spielers. Insbesondere Bastian Schweinsteiger fand annähernd zu seiner starken Form von Südafrika zurück und war mit seinen zwei Assists neben dem Doppeltorschützen Gomez der überragende Akteur auf dem Platz. Mats Hummels und Sami Khedira waren wie im ersten Spiel wichtige Stützen im Spiel gegen den Ball und bewiesen erneut ihren unverzichtbaren Stellenwert innerhalb der Mannschaft. Da Jerome Boateng seine zweite Gelbe Karte kassierte, muss er im letzten Gruppenspiel zwangsweise ersetzt werden. Benedikt Höwedes oder Lars Bender könnten für ihn ins Team rücken und Viererkette komplettieren.

Dass die deutsche Mannschaft bislang wieder überzeugen konnte und nach einer langen und anstrengenden Saison einen so frischen Eindruck macht, ist insbesondere der Verdienst eines Mannes: Marc Verstegen. Der US-Amerikaner ist seit der WM 2006 als Fitness-Coach unserer Auswahl tätig und betreut die Mannschaft vor und während des Turniers. Verstegen hat sein eigenes Fitnesskonzept entwickelt, was bei der deutschen Mehrheit anfangs auf heftige Gegenwehr stoß. Nach dem Sportwissenschaftler zählen „Einstellung, Ernährung, Training und Erholung“ zu den sogenannten „Core Fundamentals“ – dem Kern jedes Trainingsprozesses. Man müsse den Spielern klar machen, dass „jeder Tag Game Day“ sei und man bei allen Trainingseinheiten fokussiert arbeiten müsse. Konzentriert trainieren, bewusst regenerieren – so lautet das Prinzip, das hinter Verstegens Zauberformel steckt.

Ein weiteres, ganz zentrales Element von Verstegens Trainingsverständnis ist die Prävention von Verletzungen. Viele Übungen, größtenteils auch die geschassten Gummiband- und Life-Kinetik-Übungen, zielen auf ein geschmeidiges, aber dennoch stabiles Muskelkorsett ab, das die Sportler vor Verletzungen schützen soll. Bei Life-Kinetik geht es um Faktoren wie Koordination, Geschicklichkeit, Wahrnehmung, also das Zusammenspiel zwischen Gehirn und Muskeln, Ansteuerung und Motorik. Die Spieler werden dabei konditionell nur leicht belastet und müssen gleichzeitig schwierige koordinative Übungen durchführen. Was sich dabei verbessert sind zum einen Reaktionsschnelligkeit und – vermögen, v.a. auch im Bezug auf das Ausweichen gegnerischer Attacken, während man die eigenen Augen eigentlich auf den Ball gerichtet hat, zum anderen findet auch auch eine Bewegungs-Ökonomisierung statt. Schüsse, Sprints, Drehungen – alle Bewegungsmuster werden flexibler und flüssiger.

Es ist also kein Zufall, dass Joachim Löws Truppe wiedermal auf den Punkt vorbereitet ist und deshalb zurecht als sogenannte „Turniermannschaft“ bezeichnet wird. Marc Verstegens Trainingsphilosophie hat einen wesentlichen Anteil dazu beigetragen.

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